Lagerhaus Attisholz-Areal, Riedholz
Hoch über der Aare
Nur wenige Kilometer ausserhalb der Stadt Solothurn befindet sich die ehemalige Cellulosefabrik Attisholz, die heute zu den grössten Entwicklungsgebieten der Schweiz zählt. Seit einigen Jahren haben sich auf der Industriebrache bereits vielfältige Nutzungen etabliert und daraus einen pulsierenden Begegnungsort gemacht: Livekonzerte, Gastronomie, Street Art und grosszügige Freiräume locken ihr Publikum an diesen einzigartigen Standort an der Aare.
Derzeit entsteht auf dem Attisholz-Areal weiterer Raum zum Wohnen und Arbeiten. Ein markanter Baustein ist das frühere Lagerhaus, das direkt am Flussufer steht und nun eine Erweiterung erfährt und als Basis für eine Aufstockung dient. Über dem Sockel ragen zukünftig drei Baukörper in die Höhe; zwei viergeschossige Häuser und ein Hochhaus mit elf Geschossen. Insgesamt entstehen über hundert Eigentumswohnungen mit 2.5 bis 5.5 Zimmern. Die Wohnbauten führen den industriellen Charakter des Bestandes fort. Ihre bordeauxrote Farbe schafft Bezüge zur Umgebung, während die Wellenform des Aluminiumblechs auf die nahe Flusslandschaft verweist. Raumhohe Fenster bieten einzigartige Ausblicke über die Aare ins Berner Oberland oder in den Jura. An den Gebäudeecken ragen transparent gestaltete Balkone aus, die die dreiteilige Figur strukturieren und der Aufstockung Leichtigkeit verleihen.
Im Sockelbereich, gebildet aus dem Bestand und einem Ersatzneubau, gibt es Platz für ein Theater, Werkstätten, Gastronomie, Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe. Über der vier- bis fünfgeschossigen Basis folgt ein neues Zwischengeschoss, das die Kräfte der oberhalb entstehenden Wohngeschosse abfängt. Entlang der Südfassade enthält es einen Mix aus Klein- und Grosswohnungen, entlang der Nordfassade unter anderem einen Gemeinschaftsraum. Eine Besonderheit stellt der darüberliegende Dachgarten dar: Die grüne Oase thront hoch über der Aare und bietet den Bewohnenden Raum für Begegnung und gemeinsames Urban Gardening.
Auftragsart: Werkgruppe Wettbewerb, 1. Rang
Bauherrschaft: Halter, Schlieren
Standort: Attisholz-Areal, Riedholz, SO
Raumprogramm: Wohn- und Gewerberäume, Gastronomie, Kultur und Bildung.
Planung: August 2024 – Dezember 2027
Realisierung: Frühling 2026 – Herbst 2028
Nachhaltigkeit: SNBS Areal
Architektur: Stücheli Architekten, Zürich
Gesamtleister: Halter, Schlieren
Tragwerk Werkgruppe: Anliker, Emmenbrücke, Lüchinger Meyer Partner, Zürich
HLKS Werkgruppe: Tschantré, Muttenz
Elektrowerkgruppe: Jaisli Xamax, Dietikon, R+B Engineering, Brugg
Holzbauer: Blumer Lehmann, Gossau
Redaktion: Stücheli Architekten, September 2025
Konzept und Fotografie: Studio Willen
Text: Daniela Meyer
Visualisierung: Indievisual
Gestaltung: Vieceli & Cremers
Stücheli Architekten AG
Binzstrasse 18, 8045 Zürich
www.stuecheli.ch
Schulraumprovisorium Campus Irchel, Zürich
Eine Schule,
die Farbe bekennt
In den nächsten Jahren müssen mehrere Zürcher Kantonsschulen instandgesetzt werden. Aus Nachhaltigkeitsgründen erhält nicht jede Schule ein eigenes Provisorium. Stattdessen ist auf dem Universitätscampus Irchel eine temporäre Schulanlage für rund 2200 Schülerinnen und Schüler sowie 300 Angestellte entstanden. Die Anlage soll während elf Jahren als Rochadefläche dienen. Dazu wurden zwei Laborbauten sowie ein Hofgebäude umgebaut, die 1978 von Max Ziegler errichtet wurden und heute unter Denkmalschutz stehen.
Die Nutzungsänderung erforderte tiefgreifende Sanierungsmassnahmen, um die aktuellen Normen zu erfüllen. Gleichzeitig galt es, der Schule innerhalb des weitläufigen Universitätsgebäudes ein eigenes Gesicht zu verleihen. Dabei spielt die Farbe eine wichtige Rolle: Sie bemächtigt sich der Räume und fördert die Identifikation der Schülerinnen und Schüler mit ihrem nicht ganz alltäglichen Gymnasium.
In den ehemaligen Labortrakten Y32 und Y34 reihen sich heute die Klassenzimmer aneinander. Bewusst verströmen die beiden Unterrichtsflügel nach dem Umbau einen provisorischen Charakter: Die Leichtbauwände sind mit OSB-Platten verkleidet, die Leitungen unterhalb der Decken sichtbar geführt. Farbanstriche unterscheiden die beiden Trakte voneinander und gliedern die kernseitigen Wandflächen der sechzig Meter langen Korridore. Der einfachen Orientierung dient auch die Signaletik, die sich durch eine eigenständige Formensprache aus-zeichnet. Im Gegensatz zu den Innenräumen blieb die denkmalgeschützte, dunkle Metallfassade unangetastet. In den Klassenzimmern kontrastiert sie mit den hellen Decken und den holzbeplankten Wänden.
Besonders verspielt präsentiert sich das zu Mensa und Mediathek umfunktionierte Hofgebäude Y12. Die Farbe Blau ist der Mediathek vorbehalten und durch den verglasten Raumabschluss gut wahrnehmbar. Zwei Höfe bringen Tageslicht in die Mensa und werden von einer roten und einer grünen Bar flankiert, die soziale Treffpunkte ausbilden. Auf dem rohen Boden sind die Spuren der alten Laborwände ablesbar, während sich bei der WC-Anlage der Mensa der Blick in die Zukunft richtet: Das in Rosa und Grün gestaltete «WC für alle» steht allen Geschlechtern offen – in dieser Grösse ein Novum an einer Zürcher Schule.
Bauherrschaft: Hochbauamt Kanton Zürich
Standort: Universität Zürich Irchel
Bausumme: CHF 65 Mio
Geschossfläche: 21 600 m2
Raumprogramm: Unterrichts- und Verwaltungsräume, Gastrobereiche
Planung: Juli 2020 – Dezember 2023
Realisation: Dezember 2021 – Juli 2024
Baumanagement: S+B Baumanagement, Winterthur
Bauingenieur: Basler & Hofmann AG, Zürich
HLKKS: Polke Ziege von Moos AG, Zürich
Laborplanung: Laborplaner Tonelli AG, Gelterkinden
Signaletik: Zeichenfabrik, Zürich
Landschaft: Schmid Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich
Redaktion: Stücheli Architekten Juni 2025
Konzept und Fotografie: Studio Willen
Text: Daniela Meyer
Gestaltung: Vieceli & Cremers